Weitere spirituelle Impulse

3. Leichter gesagt als getan oder leichter getan als gesagt?

Es gibt eine Erzählung in der Bibel, im Neuen Testament, in der steigen Menschen Jesus aufs Dach. Sie steht im 5. Kapitel des Evangeliums nach Lukas:

Evangelium Lk 5,17-26

Und es geschah eines Tages, als Jesus lehrte, saßen Pharisäer und Gesetzeslehrer dabei; sie waren aus allen Dörfern Galiläas und Judäas und aus Jerusalem gekommen. Und die Kraft des Herrn war mit ihm, sodass er heilen konnte. Und siehe, Männer brachten auf seinem Bett einen Menschen, der gelähmt war. Sie wollten ihn ins Haus bringen und vor Jesus hinlegen. Weil es ihnen aber wegen der Volksmenge nicht möglich war, ihn hineinzubringen, stiegen sie aufs Dach und ließen ihn durch die Ziegel auf dem Bett hinunter in die Mitte vor Jesus hin. Als er ihren Glauben sah, sagte er: Mensch, deine Sünden sind dir vergeben. Und die Schriftgelehrten und die Pharisäer fingen an zu überlegen: Wer ist dieser, der Lästerungen ausspricht? Wer kann Sünden vergeben außer Gott allein? Jesus aber erkannte ihre Gedanken und erwiderte ihnen: Was überlegt ihr in euren Herzen? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben! oder zu sagen: Steh auf und geh umher? Damit ihr aber erkennt, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, auf der Erde Sünden zu vergeben - sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir: Steh auf, nimm dein Bett und geh in dein Haus! Und sogleich stand er vor ihren Augen auf, nahm das Bett, auf dem er gelegen hatte, und ging Gott preisend in sein Haus. Da gerieten alle außer sich; sie priesen Gott und sagten voller Furcht: Heute haben wir Unglaubliches gesehen.

Gedanken zum Evangelium

Menschen fühlen sich in einen Gelähmten so ein, dass sie Jesus wortwörtlich aufs Dach steigen als sie spüren, dass der gewohnte Weg durch die Tür verstellt ist. Sie machen keine großen Worte, ihr Tun spricht für sich. Sie wissen, dass es auf ihr Tun ankommt, aber dass nicht alles davon abhängt. Und dieses Vertrauen, das die kleine Gruppe mit dem Gelähmten an den Tag legt, ihre Beharrlichkeit, die sich nicht abschrecken lässt durch verstellte Türen, kommt bei Jesus an. Jesus sieht den Glauben des Gelähmten und seiner Träger in ihrem Tun. Wenn Sünde Abkehr von Gott bedeutet, sieht Jesus in ihrem außergewöhnlichen Tun ihre Hinwendung zu Gott. Das Tun ist hier das Entscheidende. Und Jesus – er lässt Gottes Handeln in seiner Person wirksam werden. In Jesu Worten „Deine Sünden sind dir vergeben.“ sagt spricht er aus, dass Gott die Hinwendung der Menschen sieht und anerkennt. Damit die Menschen aber merken, dass seine Worte bewirken, was sie besagen, sagt er darüber hinaus zu dem Gelähmten: „Steh auf und geh“.

Die Träger des Gelähmten wussten, es kommt auf sie an, aber es hängt nicht alles von ihnen ab. Das motiviert sie, sich berühren zu lassen und anzupacken. Gleichzeitig schützt es sie, sich zu überfordern. Diese Haltung kann uns auch als Paar guttun. Ich muss es nicht immer allein schaffen, wir können uns gegenseitig unterstützen als Paar. Vielleicht gibt es auch Zeiten in denen wir als Paar Unterstützung benötigen und wir uns freuen, wenn andere mit uns oder auch für Gott mal aufs Dach steigen.

Auf Jesus Wort hin (keine langen Reden) steht der Gelähmte auf, nimmt sein Bett und geht. Der Gelähmte muss die ersten Schritte nach seiner Heilung selbst gehen und er kann sie auch gehen, da er sich von Gott und von seinen Begleitern getragen weiß. Die Heilungserfahrung des Gelähmten ist in die Bibel aufgenommen worden, damit diese unfassbare Erfahrung immer wieder neu unsere Zuversicht, unseren Mut und unser Vertrauen weckt und stärkt.

Austauschfragen

  • Gibt es aktuell konkrete Situationen, in denen ihr euch - vielleicht unterstützt durch andere Menschen -, von Heilung Gott erhofft?
  • Was könnte euren Mut stärken, bei anderen Menschen und bei Gott stärkende und heilende Hilfe zu erbitten?
  • Erinnert ihr euch an Situationen, in denen ihr Gottes Unterstützung einmal ganz konkret erfahren habt? Worin bestand diese? Waren es eher Worte oder eher Taten?
  • Macht das Vertrauen in einen „Gott mit uns“ das Leben für euch manchmal leichter?

Vielleicht kann das Lied „Meine Zeit steht in deinen Händen“ euer Vertrauen in Gott stärken:

Regina Oediger-Spinrath