Weitere spirituelle Impulse

2. Sag's Leichter

Wenn Ihr mögt, zündet eine Kerze an, lasst ein wenig Stille und beginnt eure gemeinsame Zeit mit einem Taizelied. Ihr könnt es mitsingen, summen oder euch einfach mittragen lassen:Text: Bless the Lord, my soul, and bless God's holy name. Bless the Lord, my soul, who leads me into life. (Ps 104,1)

Biblischer Text: Markus 9 (Hoffnung für alle)

(eine:r liest vor)
Sie kamen nach Kapernaum. Als sie im Haus waren, fragte Jesus die Jünger: »Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?«
Doch sie schwiegen verlegen; denn sie hatten sich darüber gestritten, wer von ihnen der Wichtigste sei.
Jesus setzte sich, rief die zwölf Jünger zu sich und sagte: »Wer der Erste sein will, der soll sich allen unterordnen und ihnen dienen.«
Er rief ein kleines Kind, stellte es in ihre Mitte und schloss es in die Arme.
Dann sagte er: »Wer solch ein Kind mir zuliebe aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt damit Gott selbst auf, der mich gesandt hat.«

Impuls

(eine:r kann vorlesen, die Fragen dazwischen sind eine Anregung zum Austausch):

Offensichtlich gibt es solche Diskussionen, seit es uns Menschen gibt: „Wer hat Recht? Wessen Argumente, Bedürfnisse, Ansichten, … sind wichtiger? Wer setzt sich durch? Wer verliert?“
In welchen Bereichen sie geführt werden, ist ganz unterschiedlich.

Zu welchen Themen fallen bei uns Streitworte im Gespräch? Zu ähnlichen, ganz anderen? Auf welche Themen reagiere ich allergisch? Auf welche du? Wir beide?

Jesus scheint schon zu ahnen, was da unterwegs bei seinen Jüngern los war. Vielleicht hat er, der große Menschenkenner, die gereizte Atmosphäre wahrgenommen. Den Jüngern ist es peinlich: wegen sowas zu streiten?! Ja, mit etwas Abstand kann es einem manchmal selbst verrückt vorkommen, über was da so erbittert gestritten wurde. Aber irgendwie weiß es Jesus doch: alles kommt vor ihm heraus, ans Licht, wird offenbar. Gut so! Dass er sich hinsetzt, lese ich als Ausdruck, dass er einlädt, herunterzufahren, sich zu beruhigen, abzukühlen, zu entspannen, wieder zu sich zu kommen. Und dann macht er gar nicht mehr lange herum, sondern gibt zwei Empfehlungen, wie es weitergehen kann:

  • Bekämpfen und gewinnen will man über einen Feind. Seid bereit, einen völlig anderen Weg zu suchen, um wieder zueinander zu finden. Ändert die Perspektive und findet euch wieder als Freunde. Die helfen (dienen) sich.
  • Das Kind ist ein Symbol für alles Kleine, Verletzliche, Bedürftige. Das gibt es in jedem von euch! Es meldet sich meist in irgendeiner Art im Streit. Ich, Jesus, verbinde mich mit ihm und schütze es. Wenn ihr euch diesen Schutz –zumindest ab und an– auch gegenseitig gönnen könnt, dann passiert etwas Göttliches zwischen euch.

Was hilft mir, dich nach einem Streit wieder als Freund:in zu sehen? Welche Worte von dir helfen mir dazu besonders?
Ich kenne deine verletzlichen Seiten, deine Schwachstellen: welches Wort des Schutzes, der Aufmunterung kann ich dir dahin zusprechen?

Auf wunderbare Weise, tief menschlich und spirituell zugleich, bringt Reinhard Mey in seinem Lied diese Beziehungserfahrungen der verletzenden und heilsamen Worte zum Ausdruck.

Bleibt auch mir eine Narbe zurück…


Wenn Ihr mögt, schaut euch im Anschluss den Text dazu an: Songtext zu "... es bleibt eine Narbe zurück"

Gebet

Alles, was ihr bedacht oder besprochen habt, könnt ihr miteinander in die Worte von Psalm 139 legen, der frei für Paare verändert wurde:

Gott,
Du kennst uns.
Ob es uns gut geht oder ob wir es gerade schwer haben – Du weißt um alles.
Von fern schon kennst Du unsere Gedanken und bist vertraut mit unseren Wegen.
Du schenkst uns Geborgenheit und legst deine Hand auf uns.
Das ist eine wunderbare Erkenntnis, wir können sie kaum begreifen.
Wohin auch unser Weg uns führt – immer bist Du schon vor uns da.
Es ist gut, das zu wissen.
Von allem Anfang an ruht Dein wohlwollender Blick auf jedem von uns,
denn Du hast uns geschaffen und einzigartig gewoben im Schoß unserer Mütter.
Dafür danken wir Dir und staunen über all das Gute, das Du wirkst.
Manches bleibt uns auch rätselhaft und verborgen.
Lass mit jedem Schritt das Vertrauen in uns wachsen.
Dein Segen ist uns Stärkung für uns und unseren Weg und für alle, die zu uns gehören.
Ja, leite uns auf guten Wegen.
Amen.

Claudia Leide